„Psychiatrische Symptome und psychische Belastungsreaktionen am Lebensende“

Beim letzten Hospizgespräch referierte Dr. Werner Reichert, Internist und erfahrener Palliativmediziner beim St. Jakobus Hospiz, vor über 50 interessierten Gästen über Symptome, mit denen die Palliativ-Teams in der Begegnung mit Menschen in palliativen Situationen häufig konfrontiert werden. In der Palliativmedizin hat das ärztliche Handeln nicht mehr das Ziel, erkrankte Menschen zu heilen, sondern vielmehr findet eine Therapiezieländerung dahingehend statt, die bestmöglichste Lebensqualität für die Betroffenen zu erzielen, also primär Leid zu lindern.

Patienten mit lebensverkürzenden Erkrankungen können psychische, psychosomatische und psychiatrische Symptome entwickeln. Im Bereich der psychischen Aspekte befindet sich die Palliativmedizin allerdings noch am Anfang eines Entwicklungsprozesses, was Zahlen auch bestätigen. Die Berufsgruppe der Psychiater und Fachärzte für psychosomatische/therapeutische Medizin macht weniger als 1 % der in der DGP registrierten Ärzte aus. Daher gilt es auch, die Versorgungssituation auf diesem Gebiet zu verbessern. Als häufigste psychische Symptome nennt Dr. Reichert die Furcht und Angst, die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), den Schmerz und das Schmerzerleben, das Fatigue-Syndrom (Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Erschöpfung), die Depression und das Delir (Symptom der Sterbenden in der Finalphase). Zusätzlich kommt aufgrund der demographischen Entwicklung die Demenz-Erkrankung hinzu. Bei Patienten mit chronischen psychischen Erkrankungen gibt es bisher nur wenige Untersuchung bezüglich des Bedarfs an Palliativversorgung. Trauer und Leid führen aber nicht nur bei den Erkrankten selbst, sondern auch bei den Angehörigen zu einer deutlich erkennbaren psychischen Belastungsreaktion, da auch sie in Anbetracht des bevorstehenden Todes des geliebten Menschen eine krisenhafte Situation durchleben. In der ambulanten Palliativversorgung ist es eine Selbstverständlichkeit auch diesen Personenkreis miteinzubeziehen, um gemeinsam das verbundene Leid am Lebensende zu lindern.

Wie im Bildvordergrund zu sehen, konnte erstmalig auch ein taubstummer Gast begrüßt werden, dessen Begleiterinnen den Vortrag für ihn in die Gebärdensprache „übersetzt“ haben.